Mit The Climb und Free Solo zu neuen Höhen aufsteigen

El Cap ruft.


2020 war für uns alle ein seltsames Jahr, aber ich persönlich hatte "anfangen, das Klettern zu schätzen" nicht auf meiner Bingokarte stehen. Sie hätten mich nie dabei erwischt; Höhen sind nicht mein Freund, und das gilt besonders im Freien. Wenn der kalte Wind kommt, bin ich weg. Eigentlich könnte das die neue Faszination für Klettersportler erklären, die bei der plötzlichen Kälte nicht einmal blinzeln würden. Da ich nicht die Mittel (oder den Willen) hatte, das Klettern direkt auszuprobieren, wählte ich einen anderen Ansatz. Ich kaufte The Climb von Crytek.

Nachdem ich mir letzten Monat eine Oculus Quest 2 zugelegt hatte, brauchte ich Spiele für meine schicke neue Technik. Zugegeben, eine Quest-Portierung eines vier Jahre alten Oculus Rift-Spiels ist eine seltsame Wahl, wenn man bedenkt, dass es ursprünglich nicht einmal mit Bewegungssteuerung auf den Markt kam, aber es setzte schon früh eine hohe Messlatte für das, was VR bieten könnte. Damals, im Jahr 2016, befand sich die moderne VR noch in den Kinderschuhen und VR-Spiele fühlten sich eher wie technische Demos an, nicht wie vollwertige Erfahrungen - eine Situation, die sich längst verbessert hat.

Beim Spieldesign liegt die Stärke in der Einfachheit, und The Climb setzt sein Konzept gut um, indem es eine extreme Form des freien Solokletterns nutzt, um voranzukommen. Für Unwissende: Free Soloing ist in Kletterkreisen eine eigene Nische, die nur von sehr wenigen Sportlern praktiziert wird. Wenn man ohne Schutzausrüstung wie Seile oder Gurte klettert, sieht man sofort, warum. Obwohl es ein unglaublich gefährlicher Ansatz ist, lässt er sich gut in ein Videospiel übersetzen.

In vier Umgebungen mit atemberaubenden Landschaften kletterte ich zwischen sanfteren Anstiegen in der Bucht und hängenden Seilen in den Alpen. Nervenzerfetzend trifft es nicht ganz. Einige Abschnitte erfordern Sprünge, um voranzukommen, wobei man sich am nahegelegenen Vorsprung festhalten muss - aber wenn man den Sprung falsch einschätzt, ist das Spiel vorbei. The Climb konnte den echten Sport nie wirklich nachbilden, und Crytek hat das stellenweise ad absurdum geführt, aber ich habe mich gefragt, ob diese Szenerie und der Adrenalinrausch Teil des Reizes sind.

Kurz nachdem ich The Climb gespielt hatte, sah ich mir Free Solo an, die Dokumentation von National Geographic über Alex Honnold und seine erfolgreiche Free Solo-Begehung des El Capitan. Die Geschichte ist 2018 komplett an mir vorbeigegangen und ehrlich gesagt, kann ich sie immer noch nicht begreifen. In 3.000 Fuß Höhe ohne Sicherheitsausrüstung zu klettern und zu überleben, was treibt jemanden dazu, für den Sport so große Risiken einzugehen? Der Film macht die Gefahr deutlich und obwohl seine Besteigung eine beeindruckende Leistung war, glorifiziert Free Solo sie nicht vollständig.

Während der Vorbereitung auf seine Besteigung spricht Alex offen darüber und spricht von Todesfällen unter Free-Solo-Kletterern wie von einer Tatsache des Lebens. Es war ein unglaublich ernüchternder Moment, das mitzuerleben. Viele Menschen definieren sich über den Sport, und ob Beruf oder Hobby, wir fordern uns selbst heraus, um daran zu wachsen und unsere eigenen körperlichen Grenzen auszuloten. Ich werde Alex' Denkweise nie wirklich verstehen, aber zumindest gab mir The Climb einen Einblick in diese einst fremde Welt.

Auch wenn es manchmal übertrieben ist, war die Erfahrung ein Augenöffner. Und wenn sich das Leben beruhigt, bin ich versucht, es endlich mit dem Klettern zu versuchen. Solange ich aber noch zu Hause bin, werde ich mich mit The Climb 2 begnügen, wenn es auf den Markt kommt.

:)